Bevor Kinder sprechen, nutzen Babys musikalische Elemente, um mit ihren Bezugspersonen zu kommunizieren. In jedem Kind steckt also eine gewisse Form von Musik. Laut Prof. Wilfried Gruhn, Musikpädagoge an der Musikhochschule Freiburg fordere Musik das Gehirn in selten komplexer Weise heraus, weil beim Musizieren Hören und Sehen, Fühlen und Tasten, Bewegung und Koordination, Imagination und Kreativität in besonders intensiver Weise miteinander verbunden werden. Macht Musik schlau?
Der Mozart Effekt
Eine Forschungsarbeit an der University of California aus dem Jahr 1993 sorgte für Aufsehen: Studenten lösten dabei visuell-räumliche Aufgaben besser, wenn sie vorher zehn Minuten einer Mozart-Klaviersonate gelauscht hatten (Sonate D-Dur für zwei Klaviere, KV 448). In der journalistischen Berichterstattung wurde diese Hypothese als «Mozart-Effekt» bezeichnet. Fehler in der Methodik der damaligen Untersuchung stellen den IQ-steigernden-Effekt inzwischen in Frage.
Ein Forscherteam um Irma Järvelä, Dozentin für medizinische Genetik an der Universität in Helsinki, ist der Frage der Wirkung von klassischer Musik auf das Gehirn nochmals nachgegangen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Musikhören die Expression gewisser Gene erhöht, anderer hingegen senkt. Dadurch könnten kognitive Fähigkeiten, wie Lernen und Erinnern, gesteigert werden. Eines der am stärksten regulierten Gene beim Hören klassischer Musik ist das α-Synuclein (SNCA). Dieses Gen trägt auch bei Singvögeln dazu bei, dass sich diese Melodien leichter merken und wiedergeben können. Dies weise auf einen gemeinsamen evolutionären Hintergrund der Tonwahrnehmung bei Singvögeln und Menschen hin, sagt Järvelä.
Musik hat einen positiven Effekt
Schon vor Jahren haben Forscher erkannt, dass zum Beispiel die Musik von Johann Sebastian Bach bereits auf Babys im Mutterleib positiv wirkt. Der beste Beweis dafür ist der grosse Komponist selbst. Immerhin entstammt er einer der umfangreichsten musikalischen Familien aller Zeiten. Viele seiner Nachkommen wurden selbst bedeutende Komponisten.
„Die Musik ist der wichtigste Teil der Erziehung: Rhythmen und Töne dringen am tiefsten in die Seele und erschüttern sie am gewaltigsten.“ (Platon)
Die Studie aus Finnland bestätigt, dass ein erheblicher Unterschied darin besteht, ob Musik nur gehört oder selbst musiziert wird. Musikalische Förderung steigert die geistige Beweglichkeit, die Fähigkeit, sich rasch von einem Gedanken auf den nächsten einzustellen. Und sie wirkt sich positiv auf das Sprachvermögen von Kindern aus, wie der Neurowissenschaftler Sylvain Moreno vom Rotman Research Institute in Ontario berichtet. Ob nun aktiv an einem Instrument oder als Zuhöhrer in einem Konzertsaal: klassische Musik wirkt sich positiv auf Kinder aus.
Klassische Musik für Kinder in Zürich
In Zürich gibt es tolle Möglichkeiten, Kindern klassische Musik näher zu bringen. Angefangen von den Babykonzerten von Mari Parz und Yoko Sawa, über die Krabbelkonzerte des Zürcher Kammerorchesters bis hin zu den beliebten Zunftkonzerten. Die Goekmen-Davidoff Stiftung will junge Menschen der klassischen Musik näher bringen. Seit 2018 sponsort die Stiftung die Zürcher Zunftkonzerte für Kinder und begleitende Erwachsene.
Die nächste Kindermatinée findet am Samstag 31. Oktober 2020 um 11:00 Uhr im Zunfthaus zur Weggen, „Zum Weissen Wind“ statt, mit dem bekannten Gagliano Trio. Kinder und ihre Begleitung von Erwachsenen sind gratis dabei. Die Einladung ist von 11:00-13:00 Uhr mit Konzert und Apero, alkoholfrei für Kinder. Informationen zur Anmeldung findet ihr hier.