Kinder haben eine interessante Gabe, sie kämpfen um das, was sie haben wollen. Bekommen sie es nicht, schreien sie, werden halb ohnmächtig, lassen nicht locker, bis sie es bekommen. Benimmt sich ein Erwachsener mit einer ähnlichen Zielstrebigkeit oder gar Skrupellosigkeit, ist er «eiskalt», «berechnend» und «geht über Leichen». Ja ja, unsere Kinder gehen auch über Leichen. Wenn die grössere Schwester im Weg ist, wird sie einfach «gechlüübt», bis sie den Weg freimacht. Was wir sonst noch alles von Kindern lernen können.
Kinder Verzeihen und Vergessen
Ein Kind ist nicht nachtragend. «Gebt euch die Hände und entschuldigt euch!». Nach dem mit gesenktem Kopf gemurmelten «Tschuldigung» geht’s schnurstracks wieder zu und her wie vor dem Streit. Bei Erwachsenen ist es etwas anders, besonders in den komplexen Beziehungen zwischen Mann und Frau. Wir Frauen sind vielleicht nicht nachtragend, aber gewisses Fehlverhalten unserer Männer vergessen wir nicht so einfach. Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zähmt uns vielleicht im ersten Moment, aber natürlich denken wir daran, wann und wie der Mann für seinen Fehler bezahlen wird. Da sind Kinderbeziehungen sehr viel einfacher.
Kinder lernen eine starke Durchsetzungskraft zu haben
Menschen, die sich durchsetzen können, haben es leichter im Leben. Sie werden im Beruf ernstgenommen, werden von Mitmenschen respektiert und beachtet. Kinder entwickeln ihre Durchsetzungskraft in den ersten Lebensjahren. Was im Fachjargon als «Trotzphase» bezeichnet wird, ist eine Entwicklung, in der das Kind nein sagt, seinen eigenen Kopf durchsetzen will und sich nichts von anderen sagen lässt. Unsere schüchterne Charlotte hat mit ihren fast vier Jahren neulich in einer Theatergruppe zum ersten Mal darauf bestanden, von der Spielgruppenleiterin gehört und wahrgenommen zu werden. Sie hat ihre Aussage etwa 4 Mal laut wiederholt, bis sie gehört wurde und daraufhin sogar eine der Hauptrollen im «Zoo» spielen durfte. Welch wunderbare Entwicklung! Bei uns Erwachsenen ist es da nicht immer so leicht. Aus Angst vor dem Konflikt, vor Zurückweisung oder Diskussionen, nehmen wir gerne mal etwas in Kauf, dass wir eigentlich nicht möchten.
Kinder geben einem das zurück, was man verdient
Ist man aufopfernd und lieb zu einem Kind, wird es einem kompromisslos die gleiche Liebe zurückgeben. Ist man lustig, wird es mit einem spielen und herumtoben wollen. Ihr könnt euch die Wendung dieses Textabschnittes sicher schon vorstellen – ist man als Frau aufopfernd und lieb zu einem Mann resultiert das nicht unbedingt in ewiger Liebe, sondern kann unter Umständen in gelangweilter «jetzt muss ich mir ja keine Mühe mehr geben» Manie enden. Kinder hingegen sind ein Abbild unserer Zuwendung. Wenn es doch bei Erwachsenen so einfach wäre.
Kinder sind aktiv
Wir Erwachsenen leider nicht immer. Ok, als Eltern ist es noch etwas anders. Hat man Kinder, wird die Zeit zum Faulenzen eher knapp und beschränkt sich unter Umständen auf die Zeit zwischen 21:00 abends und dem Ende einer gerade aktuellen Netflix Serie. Dennoch gibt es verregnete Sonntagnachmittage, an denen man am liebsten zuhause bleiben würde, während Kinder auch dann Freude haben, sich wettertauglich anzuziehen und draussen zu spielen. Kinder sind einfach nicht faul! Sie lassen sich immer mitreissen, inspirieren, für etwas interessieren. Es ist in den vier Lebensjahren meiner Töchter noch nie passiert, dass sie mal nicht raus wollten. Im Gegensatz zur Mama, die sich zwar der Notwendigkeit des Spielplatzbesuches im Klaren ist, aber immer mal wieder mit einem rettenden Coffee-To-Go-Becher und (wenn es ganz schlimm ist) einer dunklen Sonnenbrille auf der Bank neben dem Spielplatz sitzt. (Siehe hierzu auch folgenden Beitrag auf YoungMum.ch)
Das Leben prägt uns, wir vertrauen Menschen nicht so schnell, sind gezeichnet von früheren Erfahrungen, die uns hemmen und unsere Handlungen bestimmen. Umso schöner ist es, sich in ein Kind hineinzuversetzen und an die kindlichen Tugenden zu denken, die wir manchmal vergessen. Lasst uns von Kindern lernen.
Herzlichst,
YoungMum