Alles fahrt Schii

Dieses Jahr waren wir im Wallis. Unsere zweiten Skiferien mit der ganzen Familie. Zeit, dass Charlotte auf die Piste kommt! Sie ist jetzt 3 Jahre alt – ideal für die ersten Erfahrungen auf den Skiern. 5 Nächte, 6 Tage mit 2 kleinen Kindern bei -15Grad und einem Haufen Schnee – ein Bericht.

Der Plan

«Kinderbetreuung inklusive» stand in der Hotelbroschüre. Treffender wäre gewesen «Kinderbetreuung an 2 Stunden pro Tag von 16:00 – 18:00 inklusive». Der Plan war, dass Charlotte jeden Tag in die Skischule geht, Vivienne vormittags mit anderen Kindern in der Hotelkrippe betreut wird und Mama und Papa sich während dem Kinderskikurs auf den breiten Walliser Skipisten austoben. Danach abwechslungsweise ein Nachmittag Papa, ein Nachmittag Mama.

Planänderungen sind im ersten Moment jeweils etwas schwierig. Daran habe ich mich auch nach dreieinhalb Jahren mit Kindern noch nicht gewöhnt. Es wird sogar immer schlimmer, eine unerwartete Planänderung nervt mich derweilen so sehr, dass ich mich wie meine dreijährige Tochter aufzuführen vermag.

Tief durchatmen

Am Tag eins sollte ich also mit unserer kleinen Vivienne im Dorf bleiben, während Papa und Charlotte mit der Gondel auf den Berg in die Skischule fuhren. Als wir die zwei Skifahrer am Morgen noch zum Skibus begleiteten, fing das Drama an. Das Verabschieden von Papa fiel Vivienne so schwer, dass sie losweinte, wütend herumstampfte. Im dreckigen Schneematsch schreiend (und plötzlich hörte ich diese beruhigende Stimme in mir «tief durchatmen» sagen) fuchtelte sie wild um sich und liess mich ihre Wut spüren. Erstaunlich, wie schwer ein Kind plötzlich sein kann, wenn es nicht getragen werden will («und gleich nochmal, tief durchatmen»). Hat jemand etwas von Ferien gesagt?

Der Skischul-Reinfall

«Kinder hören nicht auf ihre Eltern, wir müssen unsere Kinder von Anfang an in die Skischule schicken!» meinte mein Mann. Ok. Doof nur, dass die Walliserinnen in der Skischule praktisch nur französisch sprachen und ihr Deutsch so gebrochen war, dass Charlotte nix verstand. Auch nach 2 Tagen Skischule fuhr sie nur zusammen mit einer der Lehrerinnen den Hügel herunter, zwischen ihre Beine geklemmt. Dass jemand versucht hätte, ihr den Stemmbogen zu erklären, sah ich während meiner Spionage-Aktion hinter der Skiliftstation nicht. Sie weinte sehr häufig und hat sich einmal sogar in die Hose gemacht, weil die äusserst einfallslosen Lehrerinnen nicht verstanden, dass das arme Kind auf die Toilette musste und eine Stunde weinen meines Kindes offensichtlich nicht ausreichte, um auf die Idee zu kommen, die Notfalltelefonnummer der Eltern zu nutzen. «Ce vraiment n’est pas bien!» schnallte es aus mir raus als ich kochte vor Wut. «Komm schon, die haben ja nur ihren Job gemacht» schlichtete mein Mann. Erstaunlich, wie Männer Konflikten mit Frauen gekonnt aus dem Weg gehen.

Papa ist der beste Skilehrer

Nach dem Pipi-Drama brauchte es zum Glück keine grosse Überzeugungsarbeit, um unsere kleine Skifahrerin auch bei eisigen Temperaturen des Val D’Anniviers wieder auf die Skier zu stellen. Sie freute sich riesig mit Papa auf der Piste zu spielen, runterzufahren und sich von ihm fangen zu lassen. Sie begriff schon nach wenigen Minuten wie der Stemmbogen funktionierte und auch wenn schlussendlich nur ein Bein den Stemmbogen mache und sie somit jeweils auf eine Seite abbog, so war es ein grösserer Fortschritt als in der Skischule. Vielleicht braucht es in diesem Alter doch nicht unbedingt einen Skilehrer?

Eine Weindegustation und Kuscheleinheiten

An diesem Abend gingen wir mit den Kindern ins Schwimmbad und nutzten danach noch für eine Stunde die Kinderbetreuung im Hotelkindergarten, um an einer Walliser Weindegustation teilzunehmen. Wie wunderbar. Mein Rücken schmerzte vom schweren hoteleigenen Kinderwagen, der zwar schneetauglich war, aber leider mit meiner eigenen, immer mehr schwindenden Kraft über den verschneiten und vereisten Asphalt und Schneematsch samt Kind und dem frisch gekauften Milch- und Windelvorrat den Berg rauf zum Hotel gestossen werden musste. An diesem Abend brauchte ich nur eins: Wein. Und einen schönen, langen Kuss von meinem Mann im Anschluss.

Unser Fazit

Was haben wir gelernt, was können wir nächstes Mal besser machen? Freunde, die wir am Abreisetag noch in Lausanne auf einen Kaffee besucht haben waren erstaunt, dass wir trotz kleinen Kindern so viel unterwegs seien. Sie hätten das nicht gemacht, als ihre Kinder noch klein waren. Wir nehmen viel Stress auf uns: wir packen, dürfen nichts Wichtiges zuhause vergessen, wir schleppen, wir dulden Geschrei während der Autofahrt, wir gehen durch die manchmal schwierige Eingewöhnungszeit an einem neuen Ort und ärgern uns über ungenaue Angaben in der Hotelbeschreibung, sprich Kinderbetreuung. Doch wir sehen, dass die Kinder daran wachsen, Neues sehen und lernen, sich in unbekannten Situationen zurechtfinden, neue Erfahrungen machen und ganz viel Familienzeit mit uns geniessen. Skiferien lohnen sich für uns also allemal – vor allem im Nachhinein betrachtet.

Herzlichst,

YoungMum

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