Es lässt sich nicht leugnen: Wer Kinder hat, hat weniger Zeit für sich und für die Beziehung – vor allem wenn die Kinder klein sind. Seit der Geburt unserer älteren Tochter vor vier Jahren haben wir nicht besonders viel im Bereich funkelnde Augen gemacht. Ein Spa-Wochenende zu zweit vor zwei Jahren… ähm eine Tageswanderung dieses Jahr. Vielleicht waren da noch ein Kinoabend und vielleicht ein oder zwei Mal ein klassischer «Usgang», in dem wir uns gleich um zehn Jahre jünger fühlten und daran erinnert wurden, wie toll Zürich by Night ist. Warum nimmt man sich eigentlich nicht regelmässig Zeit füreinander?
Kinder und Ausgang – das beisst sich nicht unbedingt
Kinder zu haben ist nur bedingt eine Ausrede, nicht auszugehen. Wenn man es geschickt macht, kann man einen guten Babysitter finden, mit dem die Kinder aufwachsen, den die Kinder mögen und dem man vertrauen kann. Oder die Kinder einfach wieder einmal bei den Grosseltern übernachten lassen. Vielleicht findet sich schneller eine Lösung als man denkt, wenn man wirklich raus will.
Warum nicht mal ein Tanzkurs?
Als ehemalige Vollblut-Salsatänzerin mit über 10 Jahren Erfahrung an Tanzkursen, Techniktrainings und durchgetanzten Nächten, muss man mich auch heute echt nicht zum tanzen überreden. Beim Tango habe ich nach rund 2 Jahren aufgehört, da dieser Tanz irgendwann doch mehr Spass macht, wenn man den Brustkorb, an die man sich anschmiegt (ich bin klein), auch kennt.
Nach jahrelangem zuschauen wie ich Tanzkurs um Tanzkurs absolvierte, konnte ich meinen Mann schliesslich zu einem Tanzkurs überreden. Ein Wunder, wenn man bedenkt, dass er viel lieber seinem eigenen Tanzstil folgt, als geübte Tanzschritte aufs Parkett zu legen. Das Resultat überraschte: er hatte Freude am Kurs! Zudem fühlte er sich durch das Führen von mir, der Frau, die ihn mit faszinierten, funkelnden Augen ansah, in seiner Männlichkeit bestärkt. Wie wir alle wissen, vermag diese im hektischen Familienalltag etwas zu schwinden, vor allem bei: «die Kinder sind gebadet und haben nasse Haare – merkst du eigentlich nicht, dass sie im Durchzug sitzen?» oder ähnlich. Zusammengefasst: wir hatten Spass am Tanzkurs. Wir machten etwas gemeinsam, dass sich nicht um Windeln oder Kochen oder Anna-und-Elsa Pflaster drehte.
Die verschiedenen Tanzrichtungen
Je nach Verliebtheitsgrad oder Notwendigkeit der Zweisamkeit gibt es verschiedene Tanzrichtungen, die in Frage kommen:
Salsa
Einfach mal einen Salsatanzkurs zu machen, warum nicht. Trotzdem: eigentlich, ja eigentlich wird man in einem Salsaclub von Teenies umgeben sein und einigen geschiedenen Männern höheren Alters, die den Frühling des Lebens wiedererleben möchten. Ich hab’s während einem Drittel meines Lebens erlebt und finde, dass der Zug dafür Mitte dreissig abgefahren ist.
Lindyhop und Swing
Perfekt. Man lacht zusammen bei diesem Tanz, man powert sich aus, man hüpft, springt, geniesst die coole Musik, hat Spass zusammen. Wer noch einen Schritt weitergehen will, kleidet sich im 40er-jahre Stil, katapultiert sich somit für einen Abend in die Vergangenheit und raus aus dem Alltag. Wer einen Mann zu Hause hat, der dem Ernst des Lebens wann immer möglich aus dem Weg gehen möchte und lieber alles lustig, fröhlich und positiv sieht (wie meiner), der wird bei Swing viel Spass haben. Wir haben es versucht und fanden es gut.
Tango
Mein persönlicher Traumtanz. Für die, die einen ausgesprochen hohen Verliebtheitsgrad haben und diese starke Bindung leidenschaftlich mit geschlossenen Augen und viel Gefühl ausleben möchten. Mit der starken Hand des Mannes auf dem Rücken, selbstbewusst den Weg weisend, die Frau elegant umherschwingend, mit einer erhobenen Augenbraue dem Verlauf des erotischen 10cm Schuhabsatzes der Frau folgend, durchgeschwitzt vor Aufregung… Wie zeitlos! Ist aber nichts für die Männer, die das richtig doof finden, so wie meiner.
Standardtanz
Ist natürlich immer gut, alle klassischen Tanzrichtungen anzuschneiden und von allem ein bisschen eine Ahnung zu haben. Ist aber auch wieder eher etwas für ältere Semester und als Auffrischung der Liebe in der Partnerschaft vielleicht etwas langweilig.
Time Management ist gefragt!
Schlussendlich ist es einfach wichtig, sich bewusst wiedermal einen Abend Zeit zu nehmen und das Handy in der Tasche oder im Hosensack zu lassen. In einer Zeitschrift habe ich kürzlich von einem Paar gelesen, wo am Samstag jeweils beide abwechselnd 4 Stunden Zeit für sich haben und den Abend dann gemeinsam verbringen und jeden Samstag planmässig Sex haben. Wo ist denn da die Romantik! Der Ansatz hat aber etwas, muss ich sagen: in den 4 Stunden kann jeder etwas machen, dass ihn glücklich macht, um sich dann abends auf das gemeinsame Glück in der Partnerschaft zu freuen. Etwas kitschig aber so vergisst man die Zweisamkeit wenigstens nicht! Auf zum Tango Tanzkurs!
Herzlichst,
YoungMum