Ein zufriedener Chef, beschäftigte und geförderte Kinder, eine geputzte Wohnung – wir Frauen sind es uns gewohnt, vieles zu stemmen und hohen Belastungen ausgesetzt zu sein. Das Tragische an der Geschichte: wir können nicht ewig auf solchen Hochtouren funktionieren. Nachdem sich mein Mann von seiner Lockdown-Depression erholt hatte, begannen wir die Aufgaben im Familienalltag etwas mehr als sonst zu teilen. So kommt nicht nur Papa, sondern auch Mama zum Arbeiten.
Papa hält die Stellung
Ja, wenn Mama im Home Office arbeitet, geht es zuhause drunter und drüber. Dann hält Papa die Stellung. Plötzlich finden sich Spielsachen in allen Räumen, das Waschbecken ist voll von eingetrockneten Farbflecken, das schön gebettete Schlafzimmerbett wird zur Hüpfburg und Papa wird zum bösen Bären, der aus dem Winterschlaf erwacht. Die Kinder schleifen den frisch gewaschenen Bettüberwurf ins Kinderzimmer, wo Papa ihn zu einem Spielzelt umfunktioniert. Die schönsten Sonntagskleider werden angezogen und dienen als Schürzen beim Zitronenkuchen backen. Für diese gutgemeinten Beschäftigungsideen, welche die Kinder zwar in gute Laune versetzten, mir jedoch rund zwei Stunden Putzarbeit bescheren, habe ich auch in Woche drei des Lockdowns noch kein Rezept.
Ein Sternekoch erwacht
Wenn auch nicht in Haushaltsfragen, so gibt es durchaus Bereiche, in denen Papa glänzen kann. Mittagessen planen und kochen? Wozu Papa im ersten Moment vielleicht gar keine Lust hat, muss er trotzdem machen. Ist Mama an einer Telefonkonferenz und die Kinder trotz Reiswaffeln hungrig, geht kein Weg dran vorbei. Arbeiten kann der, der dringendere und wichtigere Dinge auf dem Tisch hat. Der andere geht in die Küche. Durchströmt plötzlich der Duft eines köstlichen Spargelrisottos die Räume, sitzen im Nu alle bei frisch geriebenem Parmesan und Gurkencarpaccio am Tisch (siehe auch: Die vegane Familie). Wir alle lieben, was unser Sternekoch auf den Tisch zaubert.
Sauberkeit auf dem Prüfstand
In einem ihrer letzten Interviews verrieten die legendären Country Stars June Carter und Johnny Cash das Geheimnis ihrer langjährigen Ehe: getrennte Badezimmer. Bei unserer Wohnungssuche waren zwei Badezimmer also ein Muss. Sind diese sauber und hygienisch, fällt nicht nur ein Streitpunkt weg, sondern auch vorprogrammierter Stress. Besonders jetzt wo heiss gebastelt und gemalt wird, die Toiletten häufiger benutzt werden und andere lustige Ideen aufkommen, sammelt sich auch mehr Schmutz an. Also: ein täglicher Turboputz kann (weibliche) Nervenzusammenbrüche im Lockdown verhindern.
Bestehende Routinen überdenken
Spielsachenverbot im Wohnzimmer? Jeden Sonntag Pancakes zum Frühstück? Ist man jeden Tag zuhause eingepfercht mit arbeitenden Eltern, die vergebens Konzentration suchen, entstehen plötzlich neue Regeln und Strukturen. Vielleicht gibt es ein erstes und ein zweites Frühstück, Mittagessen vielleicht erst am Nachmittag, vielleicht sind neu zwei statt nur ein Trickfilm am Tag erlaubt. Wir werden mit grosser Wahrscheinlichkeit noch mehrere Wochen zuhause eingesperrt sein, da lohnt es sich einige Routinen loszulassen, die im Lockdown mehr Stress verursachen als Strukturen schaffen.
Laufend Beschäftigungsideen sammeln
Muss sich nicht nur Papa sondern auch Mama im Home Office konzentrieren, müssen Kinder auch mal auf ein interessantes Tagesprogramm verzichten und werden vielleicht einmal mehr vor dem Fernseher «parkiert». Aber irgendwann ist auch «Frozen 2» zu Ende und somit auch die Fernsehzeit. Nur wer seine Kinder beschäftigt und für etwas zu begeistern vermag, wird einige Minuten Ruhe für sich gewinnen. Projuventute hat tolle Spielideen für Drinnen zusammengestellt. Natürlich helfen hier auch Online Shops, über die wir bereits zwei Mal Bastelmaterial und Puzzles bestellt haben. Neben Scherenschnitten und Fensterbildern haben wir auch einen Ämtliplan für die Kinder erstellt, um sie mehr in die täglichen Haushaltsaufgaben miteinzubeziehen. Dass wir nicht schon früher darauf gekommen sind.
Der Coronavirus und der Lockdown zuhause bringt für uns alle neue Erfahrungen.
Das Tragische an jeder Erfahrung ist, dass man sie erst macht, nachdem man sie gebraucht hätte.
Das hätte Friedrich Nietzsche nicht treffender sagen können. Vielleicht helfen uns diese neuen Erfahrungen, in Zukunft bessere Lösungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu finden.
Herzlichst,
YoungMum